Wenn man in Italien aufwächst, gehört der Aperitif einfach zur kulinarischen Routine, so wie Frühstück, Mittag- und Abendessen. Nur wenn man ins Ausland zieht, bemerkt man, dass der Aperitif nicht überall so selbstverständlich Tradition hat – ein richtiger Kulturschock. In vielen Ländern gibt es das Konzept gar nicht, oder das Ritual wird anders begangen als in Italien. Erst seit ein paar Jahrzehnten hat diese Tradition die Alpen überquert und wird in immer mehr Bars und Lokalen angeboten, oft aber fälschlicherweise in Verbindung mit der Happy Hour, dem Prinzip „zwei Drinks bestellen, einen bezahlten“.
Was ist also der echte italienische Aperitif? Es handelt sich dabei um einen Moment der Entspannung, der Zusammenkunft mit Freunden, der informellen Geselligkeit. Es ist der Moment vor dem Abendessen, in dem man den Feierabend einläutet und sich mit ein paar Freunden auf ein Glas Wein, einen Cocktail oder ein alkoholfreies Getränk trifft und dazu an unterschiedlichen Snacks knabbert. Es ist nicht so wichtig, was man trinkt oder isst, viel wichtiger ist der soziale Aspekt, die Gesellschaft und das Loslösen von den Gedanken des Alltags: eine Pause, in der man die Beine metaphorisch hochlegen und Energie tanken kann. Normalerweise trifft man sich zu einem Aperitif vor dem Abendessen, am Wochenende oder an Feiertagen kann man ihn aber genauso vor dem Mittagessen zelebrieren.
Manche vertreten die Theorie, dass es sich bei dieser italienischen Tradition um eine Marketing-Strategie der Alkoholindustrie handelt, um ihre Getränke bekannt zu machen und zu verkaufen. Allerdings wissen die meisten nicht, dass diese Tradition in Italien auf das Jahr 1786 zurückgeht, in dem der Destillateur Antonio Benedetto Carpano einen Vermouth kreierte, ein Getränk auf Basis von Muskat, Karamell, Zucker, Kräutern und Gewürzen, das auch beim damaligen italienischen König hoch im Kurs stand. Neben seinen verdauungsfördernden Eigenschaften soll der Drink auch appetitanregend wirken, deshalb wurde er meistens vor dem Abendessen getrunken, um den Magen auf die größte Mahlzeit des Tages vorzubereiten. Auf Cuciniamoitaly können Sie in die Geschichte und die Bräuche rund um diese ganz und gar italienische Tradition eintauchen.
Tipps und Tricks für einen wunderbaren Aperitif bei Ihnen zuhause
Heutzutage zelebriert man den Aperitif meistens in einem Lokal, aber oft genug nimmt man ihn auch mit Gästen vor dem Abendessen ein, oder lädt Gäste explizit zum Aperitif ein.
Außerdem unterliegt der Aperitif keinen strengen Benimm-Regeln, sondern ist stattdessen ein entspannter Moment, in dem sich alles um Entspannung dreht – man kann ihn zuhause nach Lust und Laune gestalten.
Man muss, wie auf Cuciniamoitaly erklärt, nur ein paar Kleinigkeiten beachten, um die perfekte, einladende Atmosphäre für seine Gäste zu schaffen und den Moment voll auskosten zu können. Zu den wichtigen Komponenten, die keinesfalls fehlen dürfen, gehören: Drinks, Eis, Snacks
und warum nicht… gute Hintergrundmusik.
Martini Dry
Einer der bekanntesten Aperitif-Cocktails ist sicherlich der Aperol Spritz: er ist auf der ganzen Welt verbreitet und gehört zu den absoluten Favoriten beim Aperitif. Aber unter seinen größten Konkurrenten ist zweifellos der Martini Dry, ein Drink auf Vermouth- und Gin-Basis, mit einem höheren Alkoholgehalt (29°). Der Martini ist so unglaublich beliebt, weil er sich an so viele Geschmäcker anpassen lässt: über das Verhältnis zwischen Gin und Vermouth kann man einen trockeneren oder weicheren Drink erzielen. Es gibt viele Cocktails, die man aus diesen zwei alkoholischen Basisgetränken zaubern kann. Silvia Ghioni, Barkeeperin aus Mailand, bringt uns auf Cuciniamoitaly die Geschichte des Martini näher und verrät uns ein paar von ihren Rezepten.
Interessant ist zum Beispiel, dass der Montgomery Martini von Ernest Hemingway zu Ehren des gleichnamigen britischen Generals erfunden wurde oder die Frage, wieso man den Martini manchmal mit Olive und manchmal Zitrone garniert. Lesen Sie den Artikel, um mehr dazu zu erfahren!
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